Thursday, February 07, 2008

Sinbutting around Athens

Ich wohne in einer maennlichen Strasse. Das heisst nicht, dass sie voller Maenner ist, sondern dass sie fuer Maenner gedacht ist. Nein es hat keine Schmuddelkinos und nichts dergleichen, sondern Dinge die fuer den Mann gemacht sind. Kettensaegen zum Beispiel, zu hunderten liegen sie bereit. Sensen, Zangen, stinkende Fischmaerkte und Fussballshirts, das alles liegt mir zu Fuessen, wenn ich mein Hotel verlasse. Aber nicht nur die Strassen, nein auch die Maenner sind Machos wie es im Buche steht. Alle stehen sie rum, mit Sonnenbrille (auch wenn es dunkel ist), rauchen und strahlen Maenllichkeit aus. Naja das Einzige was nicht so passt, ist dass die meisten von ihnen tratschen wie Frauen. Oder hier, eigentlich fast schlimmer. Besonders die Polizei, die stehen immer zu sechst rum und die einzige Polizistin schaut sich das Geschehen an, waehrend die Maenner quatschen. Worueber weiss ich leider nicht, denn diese Sprache ist zu viel fuer mich. Jedes Wort hat mindestens sechs Silben die fuer mein Ohr einfach nicht zusammenpassen. Auch mein Greek Phrasebook hilft mir nicht weiter, weil ich den Anfang des Wortes immer schon vergessen habe, sobald ich zum Ende komme.
Im Vorfeld zur Olympiade 2004 haben sie wichtige Verkehrsadern umgehend lahmgelegt und aus einer stinkenden Autostadt eine Fussgaengerstadt gemacht. Nun es stinkt immer noch ein bisschen an den Hauptstrassen, aber der Punkt ist, dass man hier kilometerweit flanieren kann. Netterweise haben sie die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten mit einem Fussweg miteinander verbunden. Das Tolle, vorallem an der Agora, aber auch an vielen anderen Orten ist, dass die Griechen anscheinend wussten, was diese antiken Heiligtuemer wert sind. Sie haben keine Hochhaeuser dazwischengepflanzt oder die Landschaft um die Bauwerke sonst irgendwie verschandelt. Und so kommt ein Gefuehl auf, dass ich noch nie hatte, beim Besuch eines altertuemlichen Ortes: wenn man zwischen den Baeumen, Bueschen und den Tempeln spaziert, nur die Singvoegel hoert und sich alles anschaut, kann man sich vorstellen, dass hier philosophiert, gedacht und gedichtet wurde. Man fuehlt sich irgendwie anders, die Ruhe des Ortes, die Geschichte das alles vermischt sich zu einem zeitlosen Ganzen.

Sonst schreibe ich ja nicht wirklich ueber Essen, aber das muss einfach erwaehnt werden, mein erster Abend in einer Taverna. Eine Kollegin aus der Uni hat mich unter ihre Fittiche genommen und so sitze ich da mit ihrem Mann, der Nichte und ihr und die Teller kommen, bis es keinen Platz mehr auf dem Tisch hat. Sie haben glaub ich alle Vorspeisen bestellt und das ist dann ihr Hauptgericht. Ich habe das irgendwie nicht geschnallt und ein Steak bestellt, weil ich dachte, eine Vorspeise ist, naja eine Vorspeise und nicht eine Orgie. Alles haben sie mir auf den Teller gehaeuft und dann genau mein Gesicht beobachtet, wenn ich etwas probiert habe. Ich fuehlte mich gestresst, aber es war ok, sie haben einfach gelacht, wenn ich etwas nicht gemocht habe. Noch nie hatte ich es so lustig mit Leuten, die ich erst kennengelernt hatte. Sie versuchten mir das Menu zu erklaeren, und alles was ich verstanden habe, war balls. Whose balls, habe ich dann gefragt und die haben grosse Augen gemacht und sind fast erstickt vor lachen. Dann hat aber jemand die Karte angeschaut und gesagt, look cow balls und dann bin ich fast erstickt, aber aus anderen Gruenden. Netterweise haben sie das aber nicht bestellt. Dann kam mein Steak und ich wusste nicht mehr, was sagen. Es hatte die Groesse von meinem Kopf. Und ich dachte immer, die Amerikaner haben grosse Steaks. Nach der Haelfte musste ich aufgeben.

Ueberhaupt gefaellt mir dieser Greek way of life. Ueberall hat es Cafes und sie sitzen stundenlang mit Freunden rum, reden oder spielen Brettspiele, die man in den Cafes ausleihen kann. Oder dann spazieren sie und reden. Ich habe auch geredet mit meinen griechischen Freunden. Immer sind ihnen neue Fragen zur Schweiz in den Sinn gekommen. Alles wollten sie wissen, ueber die Wirtschaft, die sozialen Bedingungen, ob wir unterirdische Staedte haetten, falls es Krieg gebe (oehm, ich habe keine Ahnung, weiss nicht mal wo der naechste Bunker in der Naehe meiner Wohnung ist und ueberhaupt haben wir seit 700 Jahren keinen Krieg mehr gehabt), die Armee, etc. Wir haben auch uebers Ausland geredet und ueber die Tatsache, dass sehr wenige Griechen, im Ausland arbeiten gehen, so wie ich es zum Beispiel getan habe. Fuer sie sind Familie und Freunde so wichtig, dass sie sich nicht vorstellen koennen, solange wegzugehen. Irgendwie schoen.

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