Saturday, December 31, 2005

The novice

Literature is the opposite of life
The novice writer gets rejections
Because he spills his feelings on paper
Instead between the lines
In white ink

In life two people part
Because their emotions dictate scripts
Both of them think are too bad
To be revealed in front of the other
Afraid of the rejection

Tuesday, December 20, 2005

Ein Engländer in Paris von Stephen Clarke

Der englische Titel ist soviel treffender: A Year in the Merde, zu Deutsch ein Jahr in der Scheisse. Paul West kommt beruflich nach Paris und findet sich, wie könnte es bei all dem Hundekot auf der Strasse auch anders sein, in der Sch..., bzw. sie findet sich an seinen Schuhen wieder. Zuerst stülpt er sich Plastiksäcke über die Schuhe, was jedoch leider noch immer nichts hilft. Dann kauft er sich nur noch billige Schuhe. Kein Glück. Da hilft nur eins: ein richtiger Pariser mit Häufchenradarblick werden.
Zum ersten Mal versteht er, was mit Angloamerikanischer Dynamik gemeint ist als er die Leute in seinem Team zum Arbeiten bringen will. Fehlt nur noch, dass sie am französischen Nationalsport teilnehmen: dem Streiken… Und dann als er sie endlich soweit hat, dass sie verstehen, dass man für ein Projekt nicht nur reden sondern etwas tun muss, kommt blöderweise der Irakkrieg dazwischen und macht alles zunichte.
Aber zum Glück gibt es ja nicht nur die Arbeit. Die französischen Frauen mit ihrem Schmollmund sind noch schwieriger zu verstehen als die Mädchen zu Hause. Das hält jedoch Paul nicht davon ab, sich mit ihnen zu amüsieren. Wenn man schon nicht arbeitet, kann man ja gleich zum sich vergnügen übergehen.
Um dem Nilpferd mit dem Trampelgeräuschen, das die Wohnung über ihm gemietet hat, aus dem Weg zu gehen, beschliesst unser Brite, sich ein schickes Landhaus zu leisten. Nur blöd, dass das ausgerechnet dort steht, wo in Kürze ein neues Atomkraftwerk entstehen soll. Von dem weiss er jedoch nichts, genauso wenig wie dass sein Chef, der immer den perfekten Gentlemen spielt, in diesem Unterfangen seine Finger im Spiel hat. Paul lässt sich jedoch nicht unterkriegen und kämpft mit typisch französischen Mitteln zurück: dem Pariser Schulterzucken.

Dieses Buch ist höchst amüsant für jeden der schon mal durch Paris gegangen ist und sich gefragt hat, warum Merde trotz aller Sehenswürdigkeiten so omnipräsent ist.

Sunday, December 18, 2005

Rachel im Wunderland von Marian Keyes

Rachel Walsh lässt sich überreden. Sie geht mit, hat aber eine Dose Valium im Schritt. In die Entzugsklinik geht sie nur, weil sie denkt, dass es dort eine gigantische Beautyfarm gibt und weil sie schon lange keine Ferien mehr gehabt hatte. Gepflegt und wunderschön und mit einem Adressbuch voller Promitelefonnummern wird sie die Klinik wieder verlassen und Luke, ihr Ex, wird es bereuen mit ihr Schluss gemacht zu haben. So stellt sie sich das ganze vor. Noch schnell das Make-up prüfen bevor sie die anderen kennen lernt …
Aber wo sind all die gut aussehenden Jungs? Sind die Prominenten in einem anderen Teil des Gebäudes untergebracht? Wo kann sie das Algenpeeling bloss machen lassen?
Natürlich ist nichts so wie es sein sollte, in ihrem persönlichen Wunderland. Anstatt Sauna und Whirlpool muss sie früh aufstehen und an Sitzungen teilnehmen. Die sind zwar ganz unterhaltend (hat John-Joe es etwa mit einem Schaf gemacht oder warum ist Misty so eine elende Zicke?), aber eben nicht das was sie sich erhofft hat. Und ausserdem sind hier sowieso alle irgendwie komisch, war ja klar, Rachel ist ja eh die Ausnahme hier…
Das Buch, wenn auch etwas zu lange geraten, ist perfekt wenn man abschalten möchte. Es ist ganz amüsant zu lesen, wie es Rachel dem Partygirl in der Klinik so ergeht. Teilweise ist alles etwas repetitiv, aber das liegt vermutlich daran, dass die Autorin zeigen möchte, dass ein Entzug ein Prozess ist der Zeit braucht. Verschenkt das Buch jedoch nicht einer Kollegin mit labilem Gemütszustand: es gibt nämlich Kapitel in denen man fast Lust darauf bekommt, es im Hirn ein bisschen Schneien zu lassen. Denn eins kann man jetzt schon verraten: mit Entzug ist Entzug auf der ganzen Linie gemeint, also besser gar nicht erst damit anfangen, das hat schliesslich Rachel schon für uns erledigt.

Thursday, December 15, 2005

Rockig bockig (Teil 6)

Am letzten Abend der Tour gehen wir noch Kamelreiten. Wir reiten durch Gizeh und sehen wie die Menschen dort leben, die Hunde die in der Wüste herumrennen oder an etwas nagen, dass wir dann als Pferdebein identifizieren. Neben uns sieht man ein Pferdeaas und auf irgendeine komische Art bin ich dankbar, dass ich es sehe wie es wirklich ist und dass es niemand weggeräumt hat, bloss weil Touristen vorbeikommen. Es fühlt sich wahr an und nicht wie aus 1001 Nacht. Wir kommen bald an unserem Aussichtspunkt an, von wo aus man die Pyramiden sieht. Leider müssen wir schon bald wieder zurück, da wir vor der Dunkelheit zurück im Dorf sein müssen. Plötzlich fängt mein Kamel an zu springen und ich denke Scheibenkleister! Ich wusste nicht, dass Kamele springen können und ich erinnere mich an Cowboyfilme und versuche das gleiche zu machen, wie die Cowboys. Zuerst bemerken es die anderen nicht mal bis ich zu fluchen beginne. Ich drücke die Beine gegen das Kamel und halte mich am Sattel fest. Das klingt jetzt vielleicht harmlos, weil man denkt, ich konnte mich ja am Höcker festklammern, aber dem war nicht so. Ich sitze nicht zwischen den Höckern sondern auf einem Sattel der auf den Höckern ist. Glücklicherweise kommt dann einer der Kamelführer und beruhigt das Tier. Einmal mehr fühle ich mich wie ein Indianer, obwohl Winnetou wahrscheinlich nie auf einem Kamel geritten ist (wie langweilig von ihm!).

Vertauschte Welten: vom „Fortschritt“
Nach den zwei Wochen ist mein Bild von Ägypten gespalten. Auf der einen Seite diese Werke, von denen nicht nur die Pyramiden wirkliche Wunder sind und auf der anderen Seite dieses „moderne“ Land, indem Abfalleimer noch nicht erfunden wurden und sich die Einheimischen ihren Lebensunterhalt teilweise fast ergaunern müssen. Ich und auch einige meiner neuen Freunde kamen unter anderem hierher um ein besseres Bild über den Islam zu bekommen. Natürlich haben wir auch hilfsbereite, aufgestellte Menschen getroffen, aber meistens ging es schlussendlich ums Geld. In der letzten Nacht höre ich noch, wie ein Mann seine Frau gegen die Wand schleudert, sie schreit entsetzlich und ich kann nichts machen, weil ich sonst seine Ehre verletzen würde. Bei aller Toleranz ist das für mich schwierig zu verstehen. Noch nie habe ich mich so westlich gefühlt wie in Ägypten. Im positiven wie auch im negativen Sinne.

Ich bin Winnetou (der hatte aber keinen Esel!) (Teil 5)

Im Morgengrauen machen wir uns auf Eseln auf den Weg ins Tal der Könige. Die meisten Leute fahren mit dem Bus dorthin und wir ernten die verwunderten Blicke der anderen Touristen, aber einmal mehr bin ich froh, dass wir nicht den luxuriösen, sondern den abenteuerlichen Weg wählen. Die meisten von uns sind Stadtmenschen und haben noch nie im Leben auf einem Esel geritten und ich lache die ganze Zeit, weil diese Tiere einfach ihren eigenen Kopf haben. Wenn sie wollen, können sie richtig schnell rennen und die Gesichter der Anderen wie sie auf und ab wippen sind einfach köstlich zu beobachten. Meinen Esel nenne ich Fred Astaire, das ist der erste Name der mir in den Sinn kommt und Fred Astaire ist ein „Grüsel“ weil er an allem riecht, was seine Kollegen fallen lassen. Mit den kahlen, sandfarbenen Hügeln um uns herum fühle ich mich ein bisschen wie Winnetou und ich ertappe mich dabei, wie ich nach bösen Cowboys Ausschau halte. Fred Astaire reisst mich jedoch schnell wieder aus meinen Phantasien als er auf ein Auto zurennt. Er kommt vorbei, ich reisse mein Knie in die Höhe und kann gerade noch verhindern, dass ich den Rückspiegel als Souvenir mitnehme. Fünf Minuten später das gleiche Spiel, diesmal mit einer Barriere, mein Esel kommt vorbei, mein Knie jedoch nicht und ich bin froh, dass ich nicht wirklich Winnetou auf einem Pferd bin, denn sonst wäre mein Knie jetzt zertrümmert.
Im Tal der Könige sind zu jeder Zeit immer nur drei Gräber offen, da Touristen alleine durchs Atmen die Grabmalereien zerstören. Es ist nicht so eng wie in den Pyramiden, aber genauso heiss. Ich betrachte die Bilder und einige am Anfang des Tunnels zeigen, was mit allfälligen Grabräubern geschehen wird, sollten sie es wagen, die Totenruhe des Königs zu stören. Da nur die Priester, Könige und Schreiber damals Hieroglyphen lesen konnten, wurden Botschaften ans ganze Volk in Bildern verpackt. Es ist das erste Mal, dass man wirklich grossflächig die Originalfarben bewundern kann. Über Qualität könnten sogar wir Schweizer etwas von den alten Ägyptern lernen denke ich. Nicht das erste Mal auf dieser Reise überkommt mich die Neugier zu erfahren, weshalb wir so wenig des Wissens der alten Ägypter kennen. Unser Guide erklärt, dass die Priester und die Könige immer zusammen regiert hätten. Sie mochten einander nicht, weil sie die alleinige Macht wollten, waren jedoch auf einander angewiesen. Der König konnte die Priester und das ganze Volk vor feindlichen Angriffen schützen und die Priester wussten alles über die Mumifizierung, was dem König ein Leben nach dem Tod „garantieren“ würde. Ein König (dessen Name ich mir aufgeschrieben hatte, dieser Zettel ist jetzt auf dem Grund des Nils) scherte sich jedoch nicht darum mumifiziert zu werden und liess einige Priester ermorden und die Bibliotheken verbrennen. Danach wurde Wissen nur noch mündlich weiter gegeben und als dann später ein anderer König seine Probleme mit den Priestern hatte, liess er sie alle töten und mit ihnen ging auch das Wissen dieser Zivilisation verloren. Es ist einfach traurig, wie Menschen schon immer aus eigennützigen Motiven Grossartiges zu Fall gebracht haben.
Von den drei Gräbern die wir besuchen, ist dasjenige von Ramses dem Ersten am besten erhalten. Nach einer Trinkpause (unbedingt mindestens zwei Liter Wasser mitnehmen) besteigen wir den magischen Berg. Als Büromensch der nur sporadisch Sport treibt war das nicht gerade ein Zucker schlecken, besonders nicht bei dreissig Grad. Im Tempo einer Schildkröte wandere ich den Berg hinauf und dann versucht doch tatsächlich ein Händler mir eine Steinstatue zu verkaufen. Er geht runter bis auf fünf Pfund und kann nicht verstehen, dass ich die Statue trotz dieses Superpreises nicht möchte. Ich versuche ihm zu erklären, dass er mich bezahlen müsste, wenn er allen Ernstes erwartet, dass ich Steine diesen Berg raufschleppe. Ich bin doch schon froh, wenn ich mich auf den Gipfel bringe.
Auf der anderen Seite geht’s runter zum Tal der Arbeiter, Olwet Abdel Quarna genannt. Die Gräber der Arbeiter sind natürlich kleiner als die der Könige und falls jemand auch nur ein bisschen unter Platzangst leidet, sollte er nicht reingehen. Trotzdem, auch diese Gräber sind voll von farbigen Zeichnungen und ich finde es noch niedlich, dass die Könige auch an die Arbeiter gedacht haben.

Verrücktes Kairo
Nach einem zweitägigen Zwischenstopp in Hurghada, geht’s zurück nach Kairo. Hurghada ist hässlich, voller Baustellen und Touristen, obwohl es abgesehen vom Meer absolut nichts zu sehen gibt. Wer also kein angefressener Taucher ist, wird sich hier ziemlich schnell langweilen.
Zurück in Kairo beschliessen wir, durchs Zentrum zu spazieren und es ist verrückt. Es ist unmöglich völlig entspannt durch diese Strassen zu gehen, da von überall was kommen könnte.
Wenn man die Strassen überqueren möchte, gibt es meistens keine Fussgängersteifen und wenn doch, interessiert das die Fahrer nicht die Bohne. Wer jemanden zum ersten Mal beim Strassen überqueren in Kairo beobachtet, könnte ohne weiteres zum Schluss kommen, dass er gerade Zeuge eines Suizidversuches wird. Ich bin jedenfalls froh, dass meine Angehörigen nicht mitansehen, wie ich betend durch die Autos gehe, die wenn überhaupt eineinhalb Zentimeter vor mir bremsen. Es ist wie ein Duell wer die stärkeren Nerven hat, der Fahrer oder der Fussgänger.
Einmal springen wir auf die Seite, weil aus dem Nirgendwo ein Auto geschossen kommt und gleich darauf packe ich eine Kollegin, weil sie beim Ausweichen, fast mit einer aufgehängten, halben Kuh kollidiert. Überall schreien uns die Leute die Preise für ihre Waren zu, andere lächeln uns einfach an und sagen „welcome“, jedes vorbeifahrende Taxi hupt, für den Fall, dass wir vergessen, dass wir eins brauchen. Ich habe das Gefühl mindestens fünf Päckchen Zigaretten geraucht zu haben. Ein Kind springt plötzlich vor mir auf den Boden, keine Ahnung woher es kommt. Überall rennen halbverhungerte Katzen rum und ich frage mich, weshalb es fast keine streunenden Hunde gibt. Plötzlich sind wir auf einer Touristenstrasse und von überall her kommen Leute, die mich am Ärmel zerren und auf mich einreden. Wir biegen in eine kleine Seitenstrasse ab und da geschieht ein Wunder. Plötzlich lassen uns alle in Ruhe, wir sind die einzigen Touristen, inmitten dieses Riesengedränges, überall werden Kleider oder ganze Stoffe ausgestellt, aber niemand will uns etwas andrehen. Eine willkommene Abwechslung, trotzdem gehen wir bald wieder, weil es einfach zu eng ist, mit den tausenden von Leuten.
Am nächsten Tag gehen wir zum Ägyptischen Museum und suchen uns einen Ägyptologen. Für sechzig Pfund ist er bereit uns eine Stunde herumzuführen und es ist gut investiertes Geld, da das Museum ziemlich chaotisch ist und man alleine keine Ahnung hat, wovor man gerade steht.
Zuerst führt er uns zu der Gedenktafel von Jean François Champollion. Er entschlüsselte als Erster die Hieroglyphen. Er erkannte, dass die Namen der verschiedenen Könige immer wieder vorkamen und so konnte er einen Buchstaben nach dem anderen ins Griechische übersetzen. Natürlich ging es nicht ganz so einfach, aber er schaffte es.
Als nächstes zeigt er uns einen Mumifizierungstisch. Die Ägypter konnten jeden Körperteil mumifizieren, ausser die Augen. Zuerst legte man die Leiche auf den Tisch und nahm die Augen raus. Diese ersetzte man durch Elfenbein-und Kristallimitate. Dann saugte man das Gehirn via die Nasenlöcher raus, denn die Ägypter hielten es nicht für ein besonders bedeutendes Organ, sie glaubten dass alles Wichtige im Herz abliefe. Ja ich weiss es klingt eklig, aber irgendwie ist es trotzdem faszinierend, nicht? Als nächstes nahmen sie die Leber, Lungen, Magendarm und den Magen raus. Diese Teile werden aber nicht weggeworfen, sondern in Miniatursärgen ins Grab gelegt. Dann legte man den Körper für vierzig Tage in eine Salzflüssigkeit, damit er dehydriert. Wenn die vierzig Tage um waren, wurde der Körper mit Öl einbalsamiert, damit er wieder geschmeidig wurde und als letztes wurden Finger, Zehen, der Hals, der Kopf und der Rest des Körpers einzeln in Leintücher eingewickelt.
In dieser Stunde erzählt er uns noch andere Geschichten von Hatshepsut, der ersten Königin oder Echnaton, dem ersten Realisten der keine idealisierenden Statuen von sich bauen liess und vieles mehr. Je mehr man über diese Dinge erfährt, desto mehr kann man es schätzen.

Weder Friede, Freude noch Eierkuchen (Teil 4)

Am Morgen des vierten Tages wache ich auf und wir legen in Edfu an. Am Ufer stehen Kinder und Jugendliche und ich bin überrascht zu sehen, dass sie uns anscheinend nichts verkaufen wollen. Wir laden unser Gepäck aus und da wird mir klar, was die Jungs im Schilde führen. Einer schnappt sich meine Tasche und trägt sie etwa drei Meter. Dann verlangt er Trinkgeld. Natürlich ist ein Ägyptisches Pfund nichts, aber es geht ums Prinzip. Er hat mir die Tasche aus den Händen gerissen und dies muss meiner Meinung nach nicht belohnt werden. Als sie uns aber helfen die Taschen auf den Kleinbus zu laden geben wir ihnen Trinkgeld und es bricht ein Riesengeschrei aus, einige werden sogar geschlagen, von denen die nichts gemacht und deshalb auch nichts erhalten haben.
Edfu ist einer der am besten erhaltenen Tempel in Ägypten weil es für lange Zeit im Sand vergraben war. Aus diesem Grund ist alles noch ziemlich gut erhalten. Was auffällt ist das vielen Göttern und Königen die Gesichter weggeschabt wurden. Christliche Missionare seien dafür verantwortlich. Ich bin dankbar dass ich den Tempel überhaupt noch sehe, denn bei dem religiösen Klima, dass momentan in der Welt herrscht, würde es mich nicht erstaunen, wenn plötzlich jemand Anstoss an den zahlreichen Monumenten Ägyptens finden würde. Ich hoffe allerdings, dass es nie so weit kommt.
Selbsternannte Führer, manche gehören sogar zur Touristenpolizei, versuchen immer wieder uns in Räume mit abschliessbaren Türen zu locken. Unser Führer hat uns davon gewarnt und was in meinen Ohren zuerst ein bisschen zu wildwestmässig klang, ist tatsächlich wahr. Bei einem von der Gruppe hatte der Polizist schon die Schlüssel in der Hand. Das ist einer der vielen Tricks um an Geld zu kommen und es klingt gefährlich, aber wenn man die Rufe ignoriert, passiert einem auch nichts.

No man, you cry
Nach einer dreistündigen Busfahrt kommen wir in Luxor an und gleich danach geht’s in Kutschen zum Karnak Tempel. Leider kann ich diesen Tempel nicht wirklich geniessen, da ich völlig dehydriert bin. Trotzdem fällt die schiere Grösse auf und an der teils noch erhaltenen Decke sehe ich erstmals Farben. Früher waren ja alle Tempel und Monumente bemalt, aber die Witterung hat fast alles verschwinden lassen. Es ist schon erstaunlich auf Farben zu blicken, die schon vor tausenden von Jahren da waren.
Als ich wieder fit bin, mache ich mich mit meiner Zimmerkollegin zu den Bazaars auf. Die Tatsache, dass wir für einmal ohne Männer unterwegs sind, macht uns wahnsinnig beliebt. Charmant und unauffällig fragen einen die jungen und nicht mehr so jungen Ägypter aus. Als wir ihnen erzählen, dass wir beide verheiratet sind, sind sie nicht mehr an uns sondern nur noch an unserem Geld interessiert (Sprüche wie how can I help you to spend your money oder no money no funny sind alltäglich). Der Respekt vor der Ehe imponiert mir. Sie bieten uns Tee an. Ich verschweige die Tatsache, dass ich aus der Schweiz bin, ebenso dass ich in einer Bank arbeite. Wenn ich in den zwei Wochen etwas gelernt habe, dann ist es was man den Ägyptern auf keinen Fall sagen soll (ausser man möchte einen von ihnen heiraten und mit in die Schweiz nehmen):
1. Das man solo ist.
2. Das man seine Einkäufe nicht erledigt hat.
3. Das etwas einem gefällt.
4. Das man Beruf ausübt der mit Geld assoziiert wird (Manager, Bankangestellter, o.ä.)
5. Unter keinen Umständen Israel erwähnen. Die Kriegsniederlage, die nicht als solche empfunden wird, sitzt noch tief. Ein Junge sagte mir mal, dass er alle Länder der Welt mag, ausser Israel.

Was Blocher und Ramses nicht gemeinsam haben (Teil 3)

Jemand hat mir erzählt, dass er zwar in Assuan gewesen sei, jedoch die Unannehmlichkeit nicht auf sich nehmen wollte drei Stunden nach Abu Simbel zu fahren. Da ich in einer Gruppe reise, habe ich nicht das Recht dagegen zu protestieren, als wir um vier Uhr morgens im Konvoi in Richtung Abu Simbel losfahren. Wieder einmal bin ich dankbar um mein aufblasbares Kissen und als ich aufwache, kommen wir in Abu Simbel an. Alle rennen raus und ich bin froh, dass ich noch eine E£1 Note habe, etwas was man bei jeder längeren Fahrt dabei haben sollte, sonst kann man in den Raststätten nicht aufs WC.
Wir treffen unseren Führer und er erzählt uns, dass Ramses II seine Tempel hier erbauen liess, weil es sonst in Abu Simbel keine Bauwerke gab. Ich kann mir nicht helfen, aber ich stelle mir vor wie es wäre, wenn zum Beispiel Christoph Blocher oder Moritz Leuenberger den Befehl geben würden, zu ihren Ehren einen Tempel zu bauen.
Wir gehen etwa fünf Minuten und plötzlich aus dem Nichts werden vier gigantische Ramses Figuren sichtbar. Nebenan sieht man den Nassersee, ein künstlicher See der beim Bau des Assuan-Staudammes entstand. Früher waren der Ramses Tempel und der Hathor Tempel weiter unten. Da sie durch den Nassersee zerstört worden wären, haben mehrere Länder gemeinsam das Vorhaben finanziert, die Tempel auseinander zunehmen und weiter oben originalgetreu wieder zusammenzusetzen. Erstaunlich, denn als Besucher merkt man nichts davon, dass die Tempel nicht schon immer dort waren wo sie jetzt stehen. Für die die sich wundern warum, nur noch drei anstatt vier Statuen vollständig sind, die zweite wurde bei einem Erdbeben zerstört. Jetzt bin ich froh, dass wir hierher gekommen sind, denn es ist für mich persönlich fast noch beeindruckender als die Pyramiden. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich noch nie etwas von diesem Tempel gehört habe und die Überraschung genauso gross ist, wie die zahlreichen Statuen.
Im Tempel selber sieht man zahlreiche Darstellungen von Ramses als Helden, wie er seine Gegner bestraft, aber auch wie er den Göttern (er hat sich selbst auch als Gott dargestellt) Opfer bringt. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich immer Grössenwahnsinn sei etwas Schlechtes, aber der Narzissmus von Ramses II hat wunderbare Blüten getragen.

Die unendliche Leichtigkeit des Seins
Am nächsten Tag besteigen wir die zwei Feluccas, das sind traditionelle Segelboote, die für die nächsten drei Tage unser Zuhause sein werden. Einer meiner Reisekameraden hat eine Gitarre mitgenommen und die Gitarrenklänge begleiten uns drei Tage lang. Wir singen Lieder und zwei komponieren sogar extra zwei Feluccasongs, die sie während der ganzen Zeit proben. Es sind schöne Lieder die einen etwas melancholisch machen, aber gleichzeitig fühlt man sich den Menschen nah. Ein Plastiksack weht im Wind, der Nil klopft mit rhythmischen Wellen an unser Boot, die Crew bespricht etwas in Arabisch, was wegen den vielen ch-Lauten manchmal wie Schweizerdeutsch klingt. An den sandigen Ufern baden nubische Kinder, die alle Hallo rufen wenn sie uns vorbeisegeln sehen, Esel, Kamele und Pferde grasen. Die anderen bräunen sich, lesen, spielen Karten oder hören Musik. Seit Stunden habe ich nicht auf die Uhr geschaut und ich staune wie glücklich Nichtstun machen kann. Hier fühlt man die Leichtigkeit des Seins, um es in Milan Kunderas Worten auszusprechen und die anderen bestätigen es, hier hat man keine Schuldgefühle, wenn man nicht produktiv ist, denn man kann gar nichts machen als aufnehmen und sich fallen lassen. Als die Luxusschiffe vorbeifahren bin ich heilfroh, dass ich auf diesem kleinen Boot bin und nicht dort oben. Am Abend des zweiten Tages machen wir am Ufer ein Lagerfeuer. Das Bier fliesst in Strömen und alle tanzen zu den Trommelklängen unserer nubischen Crew ums Feuer.
Mitten in der Nacht wache ich frierend auf und ich kann jedem der dies auch mal tun möchte empfehlen, einen warmen Pullover mitzunehmen, denn nach Mitternacht kann der Wind ziemlich kühl werden. Später wache ich nochmals auf und zwar weil das Allaaaaaaaaaaah! des Muezzins selbst hier an den Ufern des Nils zu hören ist. Ich liege wach und überlege mir ob ein Muslim mit gutem Schlaf ein schlechter Muslim ist (falls er durchschläft und das Gebet verpasst).

Wieviele Pyramiden gibt's denn da? (Teil 2)

„Waren die Pyramiden wirklich so eindrucksvoll?“ und „warst du drinnen?“ wollen nach der Reise alle von mir wissen. Wer käme nicht ins Staunen wenn man hört, dass man noch immer nicht weiss, wie die Pyramiden gebaut wurden, trotz modernster Technik? Unser Ägyptologe Salim erklärt uns, dass man Kalkstein aus Assuan verwendet hat, da dieser die Grabräume kühler hält als Sandstein (welches überall herumliegt). Früher waren die Pyramiden noch mit pinkfarbenem Granit überzogen, da Granit kühler bleibt denn jedes andere Gestein.
Er möchte von jedem von uns wissen, wie viele Pyramiden es in ganz Ägypten gebe und ich bin ziemlich erstaunt, als er sagt, dass es 97 Pyramiden hat und dass jede Pyramide ihre eigene Sphinx habe. Nur acht Sphinxen seien bereits ausgegraben. Ausserdem hat jede dieser 97 Pyramiden drei kleine Pyramiden für die ältesten Töchter. Weiter erfahre ich, dass der Grund warum die Pyramiden von Gizeh so berühmt sind die Tatsache ist, dass es die einzigen Pyramiden waren, die von Pharaonen erbaut wurden. Alle anderen wurden von gewöhnlichen Königen gebaut. Die Cheops Pyramide ist die grösste und obwohl Cheops das grösste Bauwerk erschaffen hat, gibt es nur eine Statue von ihm. Sie ist nur sieben Zentimeter gross und steht im Ägyptischen Museum in Kairo.
Salim kennt sich aber nicht nur mit dem alten sondern auch mit dem heutigen Ägypten aus. Bevor wir zu den Pyramiden dürfen erklärt er uns in die gängigsten Tricks, mit denen die Einheimischen versuchen an Geld zu kommen. Die Top drei gleich bei den Pyramiden:

Touristenfallen
1. „Free camel ride“ Der Tourist wird sich freuen, besonders wenn er merkt, dass sie kein Geld fürs aufsteigen verlangen. Nun ja, aufsteigen ist gratis, runterkommen nicht. In Ägypten ist nichts gratis und es ist ja auch richtig, dass man etwas bezahlt, man nimmt schliesslich eine Leistung in Anspruch. Es ist jedoch ärgerlich, wenn man unter falschen Annahmen auf einen Handel eingeht.
2. „Only E£ 20 for camel ride”. Unbedingt die Dauer abmachen, es ist angeblich schon vorgekommen, dass Touristen mitten in der Wüste gelassen wurden, weil sie nicht genug bezahlt haben.
3. Sie fragen ob man kurz einen Stock halten kann und dann ob man ein paar Mal damit winken könne. Plötzlich wird das Kamel komische Geräusche machen und sie verlangen Geld, um Futter für das arme, aufgeregte Kamel kaufen zu können.

Klingt ja toll denke ich, doch da weiht er uns in die magischen zwei Worte ein: La’shukran was soviel heisst wie nein danke. Da die Leute dann nicht wissen, ob man arabisch kann oder nicht gehen sie, weil sie annehmen, dass man schon lange genug im Land sei, um ihre Tricks zu kennen. Wann immer ich diese magischen Worte gebraucht habe, zwei- oder dreimal hintereinander und etwas ernst drein geschaut habe, hat man mich in Ruhe gelassen. Dies ist bezeichnend. Es gibt viele Dinge, vor denen man sich, besonders als Frau, in Ägypten etwas fürchtet, wenn man jedoch alle Angebote ignoriert oder aber zurück geht wenn einem nicht mehr wohl ist, ist es ziemlich sicher.

Am Abend nehmen wir den Nachtzug von Kairo nach Assuan und ich bin positiv überrascht. Es ist nicht zu eng und mithilfe des aufblasbaren Kissens, einer Augenmaske (das Licht wird nachts nicht ausgeschaltet und manchmal zeigen sie angeblich mitten in der Nacht Filme) und Ohropax kann man wunderbar schlafen. Von denen die die Toiletten aufgesucht haben höre ich, dass man diese meiden sollte, was ich tatsächlich schaffe. Aber ansonsten ist die Zugreise empfehlenswert. Wer individuell reist sollte unbedingt die Nummern von eins bis zehn auf Arabisch lesen können, da man sonst keine Ahnung hat wo man sitzt.

Tuesday, December 13, 2005

Von Schnappi und Testamenten und so (Teil 1)

Ein neuer Kontinent, ein fremdes Land und ich freue mich auf ein zweiwöchiges Abenteuer.
Man hört und liest viel über Terroristen, Konvois und Kleinganoven. Der Reiseführer macht einen auf alle möglichen Gefahren aufmerksam und falls man noch nicht wirklich zu den erfahrenen Globtrottern gehört, klingt es ziemlich einschüchternd. Alles halb so schlimm, wenn man sich auf sein Gefühl verlässt und die magischen zwei Worte kennt…

„Aber ist das nicht gefährlich?“ fragen Bekannten und Freunde, als ich ihnen mitteile, dass ich alleine nach Ägypten fahren wolle, um mich einer Reisegruppe anzuschliessen.
„Wegen den Terroristen meinst du?“ frage ich.
„Ja hast du denn keine Angst vor denen?“
„Nein“, antworte ich wahrheitsgemäss. „Ich habe Angst davor das erste Mal in meinem Leben ein Loch anstelle eines Klos benützen zu müssen. Schlimmer noch, das Loch muss ich selber buddeln.“
Während meine Freunde und Verwandten an dieser Stelle stets in Gelächter ausbrechen, weil sie es für einen Scherz halten, finde ich das gar nicht lustig. Für jemanden der nur einmal in seinem Leben gezeltet hat, nämlich im eigenen Garten, ist es in der Tat besorgniserregend sich vorzustellen ohne tägliches Duschen und krabbeltierfreie, funktionierende Toiletten auskommen zu müssen. Und seit meine Mutter gehört hat, dass wir am Ufer des Nils campen, singt sie immer Schni-Schna-Schnappiiiiiiii. Da nun auch ein Babykrokodil Teil meiner ohnehin schon überbordenden Horrorphantasien ist, möchte ich eigentlich nur noch eins: die Buchung stornieren. Etwas was jedoch weder mein Portemonnaie noch mein Stolz zulassen würden.

Plan A scheitert
Im Reiseführer lese ich, dass man auf keinen Fall mehr als E£ 35 für ein Taxi vom Flughafen zum Zentrum bezahlen sollte. Natürlich würden die Einheimischen jedoch versuchen, das Vielfache davon zu erhalten. Ha das würde mir nicht passieren, denn ich habe einen Plan: Sonnenbrille, Baseballmütze und Pokerface aufsetzen und zielgerade aus dem Flughafen marschieren. Dann würde ich cool den Preis runterhandeln. Nichts da.
„You alone?“
„Yes.“
„Taxi?“
„Yeah.“
„75 Pounds.“
„Too expensive.“
„That’s 12 dollars.“
Ich bin schon völlig verwirrt und kann beim besten Willen keine anderen Taxis entdecken.
„Ok“, sage ich und bevor ich darauf antworten kann, ob ich das erste Mal hier bin oder nicht hat er sich E£ 5 Trinkgeld geschnappt und ich sitze in einem Taxi Richtung Hotel. Eine Taxifahrt in der Schweiz ist langweilig, denn das Einzige was einem Sorgen bereitet ist der Tachometer, der etwa gleich schnell schlägt, wie der Puls des Kunden. Man überlegt sich ob man genug Geld dabei hat.
In Ägypten fragt man sich, wo die Regierung wohl die Leichenberge der Verkehrstoten hingeschafft hat und ob man bald auch irgendwo anonym begraben sein werde. Mit über hundert Kilometer pro Stunde rasen wir im Slalom durch den Kolonnenverkehr und ich bewundere die Ägypter zum ersten Mal so richtig. In einem Auto hätte ich es unmöglich lebend zu meinem Hotel geschafft. Mit dem Gefühl wiedergeboren worden zu sein drücke ich ihm E£20 baksheesh (Trinkgeld) in die Hand.
Mein Tourleader sagt mir später, dass Taxifahrer Touristen ziemlich schamlos ausnehmen und dass man bloss kein Trinkgeld geben soll, da die Preise sowieso immer ziemlich hoch angesetzt sind. Ich habe während der gesamten Reise die Erfahrung gemacht, dass man ziemlich schnell einen guten Preis bekommt, wenn man erst mal weiss, wie viel es in etwa kostet. Es ist wichtig unbedingt vor dem Einsteigen den Preis zu verhandeln, da die Einheimischen einen häufig mit ihrem Lieblingsspruch „no problem“ dazu bringen möchten ihren Preis zu bezahlen. Ach ja und unbedingt die Währung sagen, das gilt überall, bei mir sind sie mehr als einmal auf die Idee gekommen, dass man doch plötzlich den Betrag in US$ verlangen könnte. Man weiss, dass sie um ihr Überleben kämpfen aber diese Abzockermentalität nervt trotzdem.

Ägypten ungeschminkt

In den folgenden Wochen werde ich hier meine Erlebnisse in Ägypten schildern. Da Lonely Planet und Co. nicht verklagt werden möchten sind sie teilweise übervorsichtig mit ihren Hinweisen. Andere wiederum scheinen Angst zu haben, dass wenn sie die Wahrheit schreiben, dass dann dem einen oder anderen die Lust auf die Reise vergeht. Ich habe kein Reisebüro und mich kannst du auch nicht verklagen. Deswegen werde ich meine Ägyptenabenteuer hier einstellen, denn da ich auch sonst ungeschminkt durchs Leben gehe, macht es mir auch nichts aus, das Puder und den Mascara von Ägypten zu klopfen um zu sehen, was denn so darunter ist.

Saturday, December 03, 2005

Do we deserve democracy?

"The best argument against democracy is a five-minute conversation with the average voter." Winston Churchill

I know I'm kind of schizophrenic: on the one hand I whole-heartedly agree with Winston. There are times when I seriously fantasise about kindnapping half of my fellow Swiss (or half of the U.S.) and incarcerate them in the looney bins round the country. Personally.
When returning down to earth, I usually figure out that it would be easier just to go live in one myself.
Honestly, it's politcally incorrect but what use is the right to vote if every twit believing every shit has the right to do so as well???

On the other hand everybody (including me;-) thinks they're smart enough for democracy. This is a tricky one. It's like what Voltaire said:
"I do not agree with what you have to say, but I'll defend to the death your right to say it."
He gets the point.

Enjoy your freedom to say 'the President is an idiot'. There are countries where you'd be tortured for that. But thank God, your country or whoever else by preparing to meet Churchill in heaven; and prove that his quote is wrong.