Saturday, July 22, 2006

Bon Jovi Konzert

Vor etwa fuenf Jahren im Letzigrund verkuendeten Jon Bon Jovi und Konsorten, dass sie ihre Konzert-DVD in Zuerich filmen. Ich habe das nie verstanden und habe mich seither immer gefragt weshalb sie das nicht in ihrer Heimat in New Jersey gemacht haben. Ich meine die Schweiz ist ja fuer vieles beruehmt aber ich habe noch nie jemanden sagen hoeren, dass wir ein ausgelassenes Partyvolk sind.
Seit gestern weiss ich die Antwort denn ich war im Konzert in New Jersey. Ich dachte das muesse schon was ganz besonderes sein, die vor ihrer Heimkulisse zu sehen. Natuerlich haben Sie ihren Job gut gemacht, sie haben zweieinhalb Stunden gespielt, da hat man was fuers Geld gekriegt, aber die Zuschauer, also ich weiss nicht. Zuerst mal war alles ausser einem ganz kleinen Teil bestuhlt. Ich muss ja zugeben, dass ich ja eher ein fauler Mensch bin und ich befuerworte Baenke und Stuehle eigentlich fast ueberall, aber doch nicht bei einem Rockkonzert!
Teil des Erlebnisses ist, dass man Stunden vor dem Beginn reingeht, dass es dreissig Grad oder mehr ist, dass man fast erstickt beim reingehen, weil alle so draengeln kurzum, dass man sich seiner Sterblichkeit schon vor dem Konzertbeginn bewusst wird. Dann kommen die Jungs und dann wird bei praktisch jedem Lied auf und ab gesprungen, bis man seine Beine nicht mehr spuert und die Lungen die Flucht nach oben durch den Hals proben. Und wenn man wirklich fast ohnmaechtig ist, dann stimmen sie ein langsames Lied an und alle schwenken ihre Feuerzeuge. Nach dem Konzert muss man zumindest Anzeichen von Heiserkeit entwickelt haben, sonst war man nicht dort. Und dann, wenn man sich einen Sitzplatz im Bus herbeisehnt, weil man sich fuehlt wie wenn man den Iron Man gelaufen ist und dann von einem Lastwagen ueberfahren wurde, muss man nochmals seine ganze Willenskraft aufbringen, um all die Mitzuercher in die Rippen zu boxen und einen Platz zu ergattern. Sitzt man dann mal total eingeklemmt irgendwo summt oder singt man das letzte Lied mit einem seeligen Laecheln auf den Lippen und einem Frosch im Hals. Zuhause angekommen gehoert es sich, mit Kleidern und Schuhen aufs Bett zu fallen und zu schlafen bis die Mutter reinkommt und anfaengt rumzukreischen, weshalb man sich nicht umgezogen hat (ok diesen letzten Teil habe ich erfunden. Meine Mama kreischt nie, aber ich bin meines Wissens auch nie mit Schuhen ins Bett gelegen. Aber alles andere ist wahr!) So steht's im Protokoll oder anders ausgedrueckt das sind Traditionen und wie meine Lieblings-Muathatalerin so schoen sagt, mit alten Traditionen soll man nicht brechen!
Andere Laender, andere Sitten. Wie laeuft das gleiche Ereignis in Amerika ab? Fuer einmal benehmen sie sich viel zivilisierter als wir. Sie stehen in eine Reihe, es gibt kein Gedraengel. Da nur wenige Sicherheitsleute qualifiziert genug sind um Rucksaecke zu pruefen, muessen wir ums ganze Stadion rumlaufen um reinzukommen (eigentlich haetten wir das gar nicht muessen, aber so eine Sicherheitstussi hat wohl nicht verstanden, dass ich, als ich nach Gate A fragte nicht IRGENDEINEN Weg dahin wissen wollte, sondern den KUERZESTEN. Vielleicht ist es besser so, dass man Leuten wie denen nicht zutraut Ruecksaecke auf Bomben und Waffen abzusuchen. Naja eigentlich ist es mein Fehler. Obwohl ich in fuenf Monaten fast jeden zweiten Tag eines Besseren belehrt wurde, gehe ich immernoch davon aus, dass doch nicht alle mit einer Flatline in der Birne durchs Leben gehen koennen.)
Die Vorgruppe Nickelback mag ich eigentlich sowieso nicht besonders aber live ist seine Stimme ein bisschen wie wenn jemand mir noch ein zusaetzliches Paar Ohrenloecher mit dem Bohrer verpassen wuerde.
Die neueren Bon Jovi Lieder gefallen mir nicht so, also habe ich Zeit die Leute zu beobachten bis sie die Klassiker anstimmen. Ich komme zur Einsicht, dass die Stuehle nicht der einzige Grund sind warum die nicht rumhuepfen wie wir im Letzi: ich glaube ihnen fehlt es schlicht und einfach an Kondition. Viele Lieder verfolgen sie sitzend (wie kann man nur bei Liedern wie Bad Medicine??? Ich sitze zwischendurch auch, aber nicht weil ich muede bin, sondern weil ich die Neuen einfach nicht so cool finde.) Ich hatte einen Platz auf der Seitentribuene (normalerweise bin ich lieber im Gedraengel, aber es gab keine Tickets mehr dafuer). Wenn man runterschaut sieht es aus wie wenn man einer gigantischen Aerobicklasse beim Wirken zuschauen wuerde (nur dass der Aerobiclehrer am Ende vermutlich kaum sagen wuerde Please stand up for the next song. Ueberhaupt habe ich sowas noch nie bei einem Konzert gehoert, Schlabbis alle zusammen!) Und das beste: eine beachtliche Anzahl hat anscheinend noch nie was von einer Zugabe gehoert (haben die ein Wort dafuer, sie haben zumindest nichts gerufen). Die liefen um zehn schon raus, ein super Plan, man kommt dann zwar schnell raus, aber hat 35 Minuten gepackt voll von den besten Liedern verpasst.
Der einzige Vorteil nicht in der Menge zu stehen ist dass ich mitverfolgen konnte, was er so macht. Er hat ein paar ziemlich lustige Gesichtsausdruecke drauf (eine davon eine Mischung aus John Wayne und einem Supermodel mit Schmollmund) und eine eigene Art um zu tanzen.

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