Tuesday, December 13, 2005

Von Schnappi und Testamenten und so (Teil 1)

Ein neuer Kontinent, ein fremdes Land und ich freue mich auf ein zweiwöchiges Abenteuer.
Man hört und liest viel über Terroristen, Konvois und Kleinganoven. Der Reiseführer macht einen auf alle möglichen Gefahren aufmerksam und falls man noch nicht wirklich zu den erfahrenen Globtrottern gehört, klingt es ziemlich einschüchternd. Alles halb so schlimm, wenn man sich auf sein Gefühl verlässt und die magischen zwei Worte kennt…

„Aber ist das nicht gefährlich?“ fragen Bekannten und Freunde, als ich ihnen mitteile, dass ich alleine nach Ägypten fahren wolle, um mich einer Reisegruppe anzuschliessen.
„Wegen den Terroristen meinst du?“ frage ich.
„Ja hast du denn keine Angst vor denen?“
„Nein“, antworte ich wahrheitsgemäss. „Ich habe Angst davor das erste Mal in meinem Leben ein Loch anstelle eines Klos benützen zu müssen. Schlimmer noch, das Loch muss ich selber buddeln.“
Während meine Freunde und Verwandten an dieser Stelle stets in Gelächter ausbrechen, weil sie es für einen Scherz halten, finde ich das gar nicht lustig. Für jemanden der nur einmal in seinem Leben gezeltet hat, nämlich im eigenen Garten, ist es in der Tat besorgniserregend sich vorzustellen ohne tägliches Duschen und krabbeltierfreie, funktionierende Toiletten auskommen zu müssen. Und seit meine Mutter gehört hat, dass wir am Ufer des Nils campen, singt sie immer Schni-Schna-Schnappiiiiiiii. Da nun auch ein Babykrokodil Teil meiner ohnehin schon überbordenden Horrorphantasien ist, möchte ich eigentlich nur noch eins: die Buchung stornieren. Etwas was jedoch weder mein Portemonnaie noch mein Stolz zulassen würden.

Plan A scheitert
Im Reiseführer lese ich, dass man auf keinen Fall mehr als E£ 35 für ein Taxi vom Flughafen zum Zentrum bezahlen sollte. Natürlich würden die Einheimischen jedoch versuchen, das Vielfache davon zu erhalten. Ha das würde mir nicht passieren, denn ich habe einen Plan: Sonnenbrille, Baseballmütze und Pokerface aufsetzen und zielgerade aus dem Flughafen marschieren. Dann würde ich cool den Preis runterhandeln. Nichts da.
„You alone?“
„Yes.“
„Taxi?“
„Yeah.“
„75 Pounds.“
„Too expensive.“
„That’s 12 dollars.“
Ich bin schon völlig verwirrt und kann beim besten Willen keine anderen Taxis entdecken.
„Ok“, sage ich und bevor ich darauf antworten kann, ob ich das erste Mal hier bin oder nicht hat er sich E£ 5 Trinkgeld geschnappt und ich sitze in einem Taxi Richtung Hotel. Eine Taxifahrt in der Schweiz ist langweilig, denn das Einzige was einem Sorgen bereitet ist der Tachometer, der etwa gleich schnell schlägt, wie der Puls des Kunden. Man überlegt sich ob man genug Geld dabei hat.
In Ägypten fragt man sich, wo die Regierung wohl die Leichenberge der Verkehrstoten hingeschafft hat und ob man bald auch irgendwo anonym begraben sein werde. Mit über hundert Kilometer pro Stunde rasen wir im Slalom durch den Kolonnenverkehr und ich bewundere die Ägypter zum ersten Mal so richtig. In einem Auto hätte ich es unmöglich lebend zu meinem Hotel geschafft. Mit dem Gefühl wiedergeboren worden zu sein drücke ich ihm E£20 baksheesh (Trinkgeld) in die Hand.
Mein Tourleader sagt mir später, dass Taxifahrer Touristen ziemlich schamlos ausnehmen und dass man bloss kein Trinkgeld geben soll, da die Preise sowieso immer ziemlich hoch angesetzt sind. Ich habe während der gesamten Reise die Erfahrung gemacht, dass man ziemlich schnell einen guten Preis bekommt, wenn man erst mal weiss, wie viel es in etwa kostet. Es ist wichtig unbedingt vor dem Einsteigen den Preis zu verhandeln, da die Einheimischen einen häufig mit ihrem Lieblingsspruch „no problem“ dazu bringen möchten ihren Preis zu bezahlen. Ach ja und unbedingt die Währung sagen, das gilt überall, bei mir sind sie mehr als einmal auf die Idee gekommen, dass man doch plötzlich den Betrag in US$ verlangen könnte. Man weiss, dass sie um ihr Überleben kämpfen aber diese Abzockermentalität nervt trotzdem.

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