Thursday, December 15, 2005

Rockig bockig (Teil 6)

Am letzten Abend der Tour gehen wir noch Kamelreiten. Wir reiten durch Gizeh und sehen wie die Menschen dort leben, die Hunde die in der Wüste herumrennen oder an etwas nagen, dass wir dann als Pferdebein identifizieren. Neben uns sieht man ein Pferdeaas und auf irgendeine komische Art bin ich dankbar, dass ich es sehe wie es wirklich ist und dass es niemand weggeräumt hat, bloss weil Touristen vorbeikommen. Es fühlt sich wahr an und nicht wie aus 1001 Nacht. Wir kommen bald an unserem Aussichtspunkt an, von wo aus man die Pyramiden sieht. Leider müssen wir schon bald wieder zurück, da wir vor der Dunkelheit zurück im Dorf sein müssen. Plötzlich fängt mein Kamel an zu springen und ich denke Scheibenkleister! Ich wusste nicht, dass Kamele springen können und ich erinnere mich an Cowboyfilme und versuche das gleiche zu machen, wie die Cowboys. Zuerst bemerken es die anderen nicht mal bis ich zu fluchen beginne. Ich drücke die Beine gegen das Kamel und halte mich am Sattel fest. Das klingt jetzt vielleicht harmlos, weil man denkt, ich konnte mich ja am Höcker festklammern, aber dem war nicht so. Ich sitze nicht zwischen den Höckern sondern auf einem Sattel der auf den Höckern ist. Glücklicherweise kommt dann einer der Kamelführer und beruhigt das Tier. Einmal mehr fühle ich mich wie ein Indianer, obwohl Winnetou wahrscheinlich nie auf einem Kamel geritten ist (wie langweilig von ihm!).

Vertauschte Welten: vom „Fortschritt“
Nach den zwei Wochen ist mein Bild von Ägypten gespalten. Auf der einen Seite diese Werke, von denen nicht nur die Pyramiden wirkliche Wunder sind und auf der anderen Seite dieses „moderne“ Land, indem Abfalleimer noch nicht erfunden wurden und sich die Einheimischen ihren Lebensunterhalt teilweise fast ergaunern müssen. Ich und auch einige meiner neuen Freunde kamen unter anderem hierher um ein besseres Bild über den Islam zu bekommen. Natürlich haben wir auch hilfsbereite, aufgestellte Menschen getroffen, aber meistens ging es schlussendlich ums Geld. In der letzten Nacht höre ich noch, wie ein Mann seine Frau gegen die Wand schleudert, sie schreit entsetzlich und ich kann nichts machen, weil ich sonst seine Ehre verletzen würde. Bei aller Toleranz ist das für mich schwierig zu verstehen. Noch nie habe ich mich so westlich gefühlt wie in Ägypten. Im positiven wie auch im negativen Sinne.

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