Thursday, December 15, 2005

Weder Friede, Freude noch Eierkuchen (Teil 4)

Am Morgen des vierten Tages wache ich auf und wir legen in Edfu an. Am Ufer stehen Kinder und Jugendliche und ich bin überrascht zu sehen, dass sie uns anscheinend nichts verkaufen wollen. Wir laden unser Gepäck aus und da wird mir klar, was die Jungs im Schilde führen. Einer schnappt sich meine Tasche und trägt sie etwa drei Meter. Dann verlangt er Trinkgeld. Natürlich ist ein Ägyptisches Pfund nichts, aber es geht ums Prinzip. Er hat mir die Tasche aus den Händen gerissen und dies muss meiner Meinung nach nicht belohnt werden. Als sie uns aber helfen die Taschen auf den Kleinbus zu laden geben wir ihnen Trinkgeld und es bricht ein Riesengeschrei aus, einige werden sogar geschlagen, von denen die nichts gemacht und deshalb auch nichts erhalten haben.
Edfu ist einer der am besten erhaltenen Tempel in Ägypten weil es für lange Zeit im Sand vergraben war. Aus diesem Grund ist alles noch ziemlich gut erhalten. Was auffällt ist das vielen Göttern und Königen die Gesichter weggeschabt wurden. Christliche Missionare seien dafür verantwortlich. Ich bin dankbar dass ich den Tempel überhaupt noch sehe, denn bei dem religiösen Klima, dass momentan in der Welt herrscht, würde es mich nicht erstaunen, wenn plötzlich jemand Anstoss an den zahlreichen Monumenten Ägyptens finden würde. Ich hoffe allerdings, dass es nie so weit kommt.
Selbsternannte Führer, manche gehören sogar zur Touristenpolizei, versuchen immer wieder uns in Räume mit abschliessbaren Türen zu locken. Unser Führer hat uns davon gewarnt und was in meinen Ohren zuerst ein bisschen zu wildwestmässig klang, ist tatsächlich wahr. Bei einem von der Gruppe hatte der Polizist schon die Schlüssel in der Hand. Das ist einer der vielen Tricks um an Geld zu kommen und es klingt gefährlich, aber wenn man die Rufe ignoriert, passiert einem auch nichts.

No man, you cry
Nach einer dreistündigen Busfahrt kommen wir in Luxor an und gleich danach geht’s in Kutschen zum Karnak Tempel. Leider kann ich diesen Tempel nicht wirklich geniessen, da ich völlig dehydriert bin. Trotzdem fällt die schiere Grösse auf und an der teils noch erhaltenen Decke sehe ich erstmals Farben. Früher waren ja alle Tempel und Monumente bemalt, aber die Witterung hat fast alles verschwinden lassen. Es ist schon erstaunlich auf Farben zu blicken, die schon vor tausenden von Jahren da waren.
Als ich wieder fit bin, mache ich mich mit meiner Zimmerkollegin zu den Bazaars auf. Die Tatsache, dass wir für einmal ohne Männer unterwegs sind, macht uns wahnsinnig beliebt. Charmant und unauffällig fragen einen die jungen und nicht mehr so jungen Ägypter aus. Als wir ihnen erzählen, dass wir beide verheiratet sind, sind sie nicht mehr an uns sondern nur noch an unserem Geld interessiert (Sprüche wie how can I help you to spend your money oder no money no funny sind alltäglich). Der Respekt vor der Ehe imponiert mir. Sie bieten uns Tee an. Ich verschweige die Tatsache, dass ich aus der Schweiz bin, ebenso dass ich in einer Bank arbeite. Wenn ich in den zwei Wochen etwas gelernt habe, dann ist es was man den Ägyptern auf keinen Fall sagen soll (ausser man möchte einen von ihnen heiraten und mit in die Schweiz nehmen):
1. Das man solo ist.
2. Das man seine Einkäufe nicht erledigt hat.
3. Das etwas einem gefällt.
4. Das man Beruf ausübt der mit Geld assoziiert wird (Manager, Bankangestellter, o.ä.)
5. Unter keinen Umständen Israel erwähnen. Die Kriegsniederlage, die nicht als solche empfunden wird, sitzt noch tief. Ein Junge sagte mir mal, dass er alle Länder der Welt mag, ausser Israel.

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